Tief unter der wasserlinie
120-Tage Show
Eine 120-Tage Show in der Illustrationen aus allen Ecken der Welt präsentiert werden. Die Illustrators Wall versteht sich dabei als endlose digitale Repräsentationswand, offen für Illustratoren, Grafikerinnen und Künstlerinnen egal ob unbekannt oder bekannt. Auch dieses Jahr findet wieder ein illustrierter Drache seinen Weg auf die digitale Illustrators Wall auf dem Bologna Childresbookfair. Dabei findet er sich in bester Gesellschaft, denn 2021 bestand diese Sammlung aus über 900 Illustrationen aus über 72 Ländern. Die Illustrator Wall ist gegliedert in Einsendungen aus verschiedenen Ländern und stell ein globale Inspirationsquelle dar.
Das Märchen
Schon als Kind faszinierten mich immer wieder die ersten Sätze des Märchens „die kleine Seejungfer“ von Hans Christian Andersen:
Weit draußen im Meere ist das Wasser so blau wie die Blütenblätter der schönsten Kornblume, und so klar wie das reinste Glas, aber es ist dort sehr tief, tiefer als irgendein Ankertau reicht, viele Kirchtürme müßten aufeinandergestellt werden, um vom Grunde bis über das Wasser zu reicher. Dort unten wohnt das Meervolk.
Hans Christian Andersen „Die kleine Seejungfer
Der Zauber wirkt heute immer noch, denn Andersen nimmt den Leser buchstäblich an die Hand und taucht mit ihm langsam ab in diese wunderbare Welt unterhalb der Wasseroberfläche. Alle, die jetzt Lust auf einen Tauchgang bekommen haben, legen ich folgenden Link ans Herz.
Um diese geheimnisvolle Welt darzustellen, in der sich das Meervolk aufhält, wollte ich die Komposition so anlegen, dass der Betrachter mitten ins bunte Geschehen dieser schillernden Welt geworfen wird. Er befindet sich, als staunender Beobachter direkt hinter der kleine Seejungfer auf ihrem Weg zum Schoss des Meerkönigs. Die Figur selbst sollte etwas anmutiges aber trotzdem fragiles erhalten. Daher kombinierte ich den oberen Teil einer Ballet-Tänzerin mit dem Körper einer Qualle, die an ein Tutu oder Ballkleid erinnert.
Als Grundlage für die Illustration erstellte ich einen Linolschnitt, der eine bewegte und organische Oberfläche schafft. Allerdings fehlte mir das schillernde, weiche und fließende Element dabei. Daher druckte ich das Motiv nochmals mit einem zweifarbigen Verlauf aus Aquarellfarben. Um die Szene lebendig und vielfältig zu gestalten, zeichnete ich mit Buntstiften verschiedene Wasserwesen. Diese komponierte ich so, dass durch Überschneidungen die Unterwasser Fauna und Flora den strengen Rahmen immer wieder aufbrechen und sprengen kann. Durch verschiedenen Buntstift Schraffuren gleicht die Oberfläche eher dem Gewebe eines gewebten Wandteppichs, der eine Geschichte zu erzählen hat.
Typografisch eignete sich für den ersten Satz des Märchens die selbst entsworftene Schriftart Tiki Type, da sie die kantige Formensprache eines Holzschnitt aufgreift.